Jan 31 2019

„Eine Spur führt in das Ruhrgebiet:“ in eine Sackgasse

Von um 22:51 in Razzia wg. Bure

Wie viele Sackgassen es im Ruhrgebiet gibt, wissen wir zwar nicht. Wir wissen jetzt aber, dass ihre Anzahl am 4.7.2018 durch den brachialen Einsatz der Polizei im Langen August [1] um eins erhöht wurde.

Denn vor einigen Tagen haben wir durch eine „Verfügung“ der Staatsanwaltschaft Köln erfahren, das LKA NRW habe schon vor Monaten erklärt, „dass die Datenträger verschlüsselt seien und die Verschlüsselung mit den durch das LKA zur Verfügung stehenden Mitteln nicht gebrochen werden könne. Der Sachverhalt sei sodann mit dem BKA erörtert worden. Auch dort sei man jedoch nicht in der Lage gewesen, die Verschlüsselung zu brechen.“

Vor vier Monaten schrieb systemausfall zur Festplattenverschlüsselung in einem auch sonst lesenswerten Beitrag [2]:

„Die Behörden werden vermutlich kein Spaß an ihm [dem beschlagnahmten systemausfall-Server] gehabt haben: Zwar gibt es eine als Cold Boot Attack [3] bezeichnete Angriffsmöglichkeit auf Festplattenverschlüsselungen, die unter Laborbedingungen getestet wurden – doch halten wir es für unwahrscheinlich, dass diese im „Feldeinsatz“, also bei der Durchsuchung, erfolgreich zur Anwendung gekommen ist. Wir gehen deshalb davon aus, dass durch die Beschlagnahmung keine Daten preisgegeben wurden. Die Behörden werden also lediglich festgestellt haben, dass es sich um ein verschlüsseltes Linux-System handelt – mehr aber auch nicht.“

Diese Einschätzung seitens systemausfall wurde nun im Ergebnis von Behördenseite bestätigt. Leider sind die Schreiben des Staatsanwaltes ansonsten nicht gerade lesenswert. Wir sahen uns genötigt, diese phantasievollen Werke zu analysieren, das findet ihr in unserer (leider ellenlangen) Stellungnahme im Beitrag „Denkfreie Räume“ [4], in dem auch Teile der Schreiben der Staatsanwaltschaft referiert werden.

Auf gut Deutsch: Die Opfer sind ja selbst schuld

Der Staatsanwalt schafft es tatsächlich, dem Scheitern der behördlichen Bemühungen noch eine Krone aufzusetzen: Nun sollen wir (WiLaDo) vorgeladen werden, um mit Auskünften zur Verschlüsselung weiter zu helfen! Und deshalb soll auch die Hardware (u.a. der systemausfall-Server) noch nicht zurückgegeben werden. Anders formuliert: „Der WiLaDo ist doch selbst schuld, wenn er die Hardware nicht zurückbekommt, denn er könnte uns endlich beim Entschlüsseln helfen, und dann kriegen wir die Daten und der WiLaDo die Server zurück.“

Lesen rettet! (*)

Es gab bereits im September Vorladungen in Richtung WiLaDo von der Polizei (Staatsschutz Dortmund) [5] – aber nicht von der Staatsanwaltschaft. Deshalb gab es keine formale Notwendigkeit dorthin zu gehen. Auch sonst gab und gibt es dafür u.E. keinen Grund: wir publizieren auf unserer Website alles, was wir ans Gericht schicken und oder sonst zu diesem (verfahrenen;) Verfahren wissen oder zu sagen haben. Anlässlich der Aktenrückgabe am 22.1.2019 erfuhren wir, dass der Beamte vom Staatsschutz durchaus unsere Website konsultiert. Sollen wir die Texte bei einer Vernehmung nochmal vorlesen, oder was soll das staatsanwaltliche Gerede von der Vernehmung? Offenbar soll uns ein Schwarzer Peter namens „nicht kooperationsbereit“ (**) in die Schuhe geschoben werden, weil wir dort nicht hingegangen sind. Die staatsanwaltlichen Phantasmen, die durch ihren Raub an Zeit und Nerven des WiLaDo eine Sabotage unserer ehrenamtlichen Tätigkeit darstellen, müssen endlich durch das Gericht gestoppt werden! Man mag die Hartnäckigkeit des Staatsanwalts achtbar oder lustig finden, mit der er sich als Wiedergänger des „Schwarzen Ritters“ [6] versucht – seine bewaffneten Arme liegen jetzt in einer Sackgasse herum (trotz Maschinenpistolen kein Ermittlungsergebnis).

Entscheidend bleibt aber, dass endlich jemand in der Kölner Justiz einen lichten Moment hat, so wie die Richter am Landgericht München, welche die Maßnahmen gegen die Zwiebelfreunde für rechtswidrig erklärten [7]. (Dabei konnte die Polizei in Augsburg sogar immerhin ein Indiz vorweisen: das Modell einer Atombombe (sic!). [8].)

Mehr Licht!-) wünscht
euer WiLaDo

 

ps „Eine Spur führt in das Ruhrgebiet“ ist übrigens ein Zitat aus der Meldung vom 1.11.2018 auf tageschau.de [9], s.a. [10].

 

(*) Wie oft sollen wir noch wiederholen, dass nicht der WiLaDo (sondern systemausfall) Betreiber des Servers ist, und der WiLaDo (daher) keinen (Ent)Schlüssel für den systemausfall-Server hat. Aufhören, es reicht!

(**) So äußerte der NRW Innenminister in seiner Antwort auf die Landtagsanfrage zur Razzia: „vor Ort anwesende Personen kooperierten nicht. […]“ [7], was in genau dieser Formulierung vielleicht sogar zutreffend ist. Aber mit dieser Formulierung versucht er zu vertuschen, dass es sehr wohl kooperierende Personen im Langen August gab. Dies darf aber (vom Minister) nicht gesagt werden, da es die Zulässigkeit der Durchsuchung fast des gesamten Langen August widerlegen würde.

[1] <https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2018/07/05/tag-der-offenen-tueren-schwer-bewaffnete-einbrecher-besetzen-den-langen-august-und-entwenden-server-aus-dem-wila-sic/>
[2] <https://systemausfall.org/node/568>
[3] <https://de.wikipedia.org/wiki/Kaltstartattacke>
[4] <https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2019/01/30/denkfreie-raeume/>
[5] <https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2018/10/01/einladungen/>
[6] <https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ritter_der_Kokosnuß#Nebenfiguren>
[7] <https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2018/08/30/antwort-auf-kleine-anfrage-im-landtag-nrw-zu-der-razzia-im-langen-august/>
[8] <https://openlab-augsburg.de/2018/07/aufgrund-populaerer-nachfrage-die-f-bomb/>
[9] <https://www.tagesschau.de/ausland/hacker-akw-gefaengnis-101.html>
[10] <https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2018/11/02/kommentar-zu-hacker-erbeuten-plaene-von-atomanlagen-auf-tagesschau-de/>

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